«Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter» – von allen Weihnachtsliedern hat dieses in den letzten Jahren am besten gepasst. Und auch 2021 werden es viele Schweizerinnen und Schweizer mit gemischten Gefühlen anstimmen. Denn draussen wird einmal mehr kein Schnee liegen, von besinnlicher Stimmung keine Spur. Zumindest im Flachland.
Man muss schon etwas höher steigen, um die Schneedecke zu sehen, die seit zwei Wochen oberhalb von 600 Metern liegt. Und auch sie dürfte allmählich schmelzen. Denn ab Freitag wird eine südwestliche Strömung mit milder Luft erwartet, die in tieferen Lagen Temperaturen zwischen 5 und 7 Grad bringt. Ausserdem ist gebietsweise mit Regen zu rechnen.
Dass es nach einer langen Kälteperiode just an diesem Wochenende mild-nass wird, ist kein Zufall, sondern hat schon fast Tradition: «Weihnachtstauwetter» nennt man diesen eigenartigen Witterungsregelfall, der in Mitteleuropa in durchschnittlich sieben von zehn Jahren auftritt. Auch hierzulande. Vielerorts im Flachland hat es deshalb schon lange kein schneereiches Weihnachtsfest mehr gegeben, wie Daten von Meteo Schweiz zeigen.
Drei weisse Weihnachtstage
Mindestens ein Tag mit Schnee
Alle drei Tage ohne Schnee
Keine Daten für dieses Jahr
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2021
Prognose
In Bern
Statistisch gesehen, machen wir uns mit dem Wunsch nach weissen Weihnachten also etwas vor. Im zentralen und östlichen Mittelland liegt während dieser Zeit zu 60 Prozent kein Schnee. Die Bevölkerung der West- und Nordwestschweiz erlebte sogar in drei Vierteln der Jahre seit 1931 eine grüne Weihnacht.
Ganz anders sieht es in den Bergen aus. In Davos
Auch in mittleren Lagen sollte es dieses Jahr weiss bleiben, etwa in
«Es wird immer wärmer. Die letzten acht Winter lagen über der Norm», sagt Olivier Duding von Meteo Schweiz. «Derjenige von 2019/20 war sogar der mildeste, der je in der Schweiz gemessen wurde.»
Wie viel Schnee liegt, wird nicht etwa von Instrumenten erfasst, sondern von Menschenhand. «Im Moment werden alle Werte in der Datenbank von Meteo Schweiz von einer Beobachterin oder einem Beobachter gemessen», sagt Olivier Duding. Laut dem Meteorologen gibt es jeweils zwei Platten pro Messstation: Eine wird jeden Morgen um 7 Uhr geräumt, um den Neuschnee zu messen. Auf der anderen wird der Schnee liegen gelassen, um die Höhe der Schneedecke zu bestimmen.
Die Daten, die wir verwendet haben, beziehen sich auf Letzteres. Sie geben also an, ob am 24., 25. und 26. Dezember Schnee lag, unabhängig davon, ob es sich um alten oder neuen handelte. Was zwischen zwei Beobachtungen geschmolzen ist, wird nicht gezählt.
Auch andernorts müssen die Menschen immer öfter ohne Schnee auskommen. Die Einwohnerinnen und Einwohner von St. Gallen
Sogar im Engadin, wo ein Dezember ohne Schnee lange Zeit unvorstellbar war, kam es in den letzten Jahren einige Male vor, dass es teilweise oder ganz grün war. Noch ist das in dieser Höhe zum Glück die Ausnahme. Doch die steigenden Temperaturen lassen den Traum von der weissen Weihnacht an immer mehr Orten in der Schweiz schmelzen.